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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 24

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
24 Vii. Der Dreißigjährige Krieg. mal, wie Gustav Freytag berichtet, mit ihrem Spinnrädlein in der Arbeitsstube des Fürsten. Als beliebteste Unterhaltung galt die Aus- übung des Weidwerks. So war es im 16. Jahrhundert. toäbififbbeh 2- Der große Krieg änderte vieles. Manche Fürsten (so Kri^ und nach Friedrich V., Maximilian I. von Bayern, die Herzoge von Mecklenburg) verließen vor dem anstürmenden Feind ihre Residenzen und Länder; sie irrten dann auf längere Zeit im Lande umher, gerieten dabei in große Not und trafen endlich, wenn sie zurückkehrten, zerstörte Schlösser, ein verwüstetes Land, ein verarmtes und ihnen entfremdetes Volk an. Unter solchen Umständen sank der in der landesväterlichen Fürsorge seine Befriedigung suchende fürstliche Siuu und es erwachten bei allem Elend die Ländergier und ein herrschsüchtiger Geist, welcher im allgemeinen die Wunden unbeachtet ließ, die der rauhe Krieg geschlagen. Der Adel im 3. Der Adel besaß am Ansang des 16. Jahrhunderts noch viel 16. Jahrhundert. , n, - < , r , ,,, > . f , ’ _ ' ^ Macht und Ansehen und spielte eine maßgebende Rolle. Er benutzte sein Übergewicht aber in mißbräuchlicher Weise und rief dadurch die stürmischen Bauernbewegungen hervor, die schon Ende des 15. Jahrhunderts begannen und in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts zu großen Verheerungen in Süd- und Mitteldeutschland führten. Im Laufe des Reformationszeitalters verlor er jedoch sehr an Bedeutung. Ursachen davon waren: das Umsichgreifen der Feuerwaffen und das Aufkommen der Söldnerheere, welche dem Landesherrn die Kriegsdienste des Adels völlig entbehrlich machten. Der adelige Gutsherr blieb aus seiner Burg, verwaltete feine Güter, besuchte die Landtage und beteiligte sich, wenn er geladen war, an einem Hosseste. Die jüngeren Söhne traten zum Teil als Haupt leute oder Oberste au die Spitze von Söldnerscharen, zum Teil studierten sie Rechtswissenschaft und suchten dann „an den Höfen der Fürsten, an den Reichsgerichten, bei fremden Gesandtschaften Ehren und einträgliche Ämter". Verfall des Adels Der große Krieg beschleunigte den Verfall des Adels. Seine im u. Jahrh. Burgen sanken in Trümmer, seine Felder verödeten, seine Bauern verarmten und der Edelmann, der als Offizier wilder Horden im Lande umherzog, nahm alle Roheiten seiner Zeit an und verlor auch den letzten Rest edler Gesinnung. Nach dem Kriege drängten sich die Edellente an die Höfe der Fürsten, haschten nach Ehren, Titeln und Ämtern und suchten die innere Hohlheit durch äußeren Glanz und „Hochmut gegen Geringe" zu verdecken. Viele, denen die Mittel es gestatteten, besuchten Paris und Versailles, diese „hohe Schule der Entsittlichung für deu französischen Adel", und verpflanzten dann französische Mode, Sitte, Sprache und einen lockeren, das Volkstum vergiftenden Geist in das deutsche Land.

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 63

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 91. Friedrich Iii. Friedrich Wilhelm I. 63 Um der Landwirtschaft zu dienen, setzte er die von dem Großen Kurfürsten begonnene innere Kolonisation fort, indem er 1731 etwa 20000 von dem Bischof Firmian von Salzburg aus ihrer Heimat vertriebene Protestanten aufnahm und sie namentlich in Pommern und Ostpreußen ansiedelte; um die Leistungsfähigkeit der heimischen Industrie zu steigern, bewahrte er sie durch Schutzzölle und Einfuhrverbote vor erdrückender ausländischer Konkurrenz (Aufnahme böhmischer Tuchweber); um seine Untertanen mit besseren Kenntnissen und Fertigkeiten auszurüsten, gründete er, dem Wissenschaft und Kunst gleichgültig waren, viele Volksschulen, führte er den Schulzwang ein und rief das erste Seminar zur Heranbildung von Volksschullehrern in Preußen ins Leben. 5. Ein besonderes Anliegen war dem König die Steigerung st^™natbfr der Wehrkraft des Landes. Aus diesem Grnnde wandte er der Armee die größte Sorgfalt zu, wobei dem sonst so sparsamen Monarchen keine Ausgabe zu groß war. Es gelang ihm auch, dnrch Aushebung von Landeskindern (meist Bauern) und durch Anwerbung Fremder die Zahl seiner Truppen von 38000 aus etwa 80000 zu bringen und ein sehr tüchtiges, in der Hauptsache aus heimischen Adeligen zusammengesetztes Offizierskorps zu schaffen. (Errichtung eines Kadettenhauses.) Wesentliche Dienste bei der Verbesserung des Heerwesens leistete ihm sein vertrauter Ratgeber Leopold von Dessau (der „alte Dessauer"), der sich im Spanischen Erbsolgekrieg Lorbeeren erworben hatte. Eine beinahe krankhafte Vorliebe zeigte Friedrich Wilhelm I. für „lange Kerle". Wo er solche antraf, ließ er sie anwerben. Er bildete ans ihnen die bekannte Potsdamer „Riesen- garde", in welcher er sein „militärisches Ideal zu realisieren suchte". 6. Unter der Regierung Friedrich Wilhelms I. erfuhr Preußen Vergrößerung eine wertvolle Erweiterung. Im Utrechter Frieden, 1713, erhielt es ^ieu'un''' Obergeldern (§ 85, 9) und im Stockholmer Frieden, 1720, wurde ihm Vorpommern zwischen Oder und Peene, Stettin und die Inseln Usedom und Wollin einverleibt (§ 87, 7). Dagegen trat es seine afrikanischen Kolonien, weil deren Behauptung sehr kostspielig war, an die Hollandisch-ostindische Kompagnie ab. Friedrich Wilhelm I. starb 1740. Er hinterließ ein pflichttreues Beamtentum, ein schlagfertiges, starkes Heer, eine gefüllte Staatskasse, einen Staat von 2200 Quadratmeilen und etwa 2 a/4 Millionen Einwohner und dies Erbe gewährte seinem Sohn und Nachfolger die Mittel zur Ausführung seiner gewaltigen Taten.

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 75

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 95. Die Jahre 1756 und 1757. 75 § 95. Die Jahre 1756 und 1757. 1. Friedrichs Absicht war, durch Sachsen den Weg nach Böhmen 17^ffnfuna zu gewinnen. Mit 70000 Mann überschritt er die Grenze und rief durch diese Tat in der sächsischen Bevölkerung die größte Bestürzung hervor. Ohne auf besonderen Widerstand zu stoßen, besetzte er Leipzig, Dresden und andere Städte und zwang das außer Fassung geratene sächsische Heer, in einer festen Stellung bei Pirna Schutz vor den preußischen Geschossen zu suchen. Friedrich umzingelte mit einem Teil seiner Truppen das feindliche Lager und eilte mit dem anderen nach Böhmen, um den zum Entsätze der Sachsen heranrückenden österreichischen Feldmarschall Browne an der Ausführung seiner Absicht zu hindern. Bei Lottwsitz a. d. Elbe erfolgte anfangs Oktober der ^Sbei Zusammenstoß; er endete mit einer Niederlage der Österreicher. Vier- Lowofty. zehn Tage später mußten die ausgehungerten Sachsen in Pirna sich ergeben. Die Offiziere wurden gefangen gehalten, die gemeinen Soldaten in die preußischen Regimenter eingereiht, eine Maßregel, die sich insofern rächte, als die Sachsen später bei jeder Gelegenheit desertierten. Den Winter über verweilte Friedrich im wohlhabenden sächsischen Lande. Er betrachtete dasselbe als preußische Provinz, beschlagnahmte das Staatsvermögen, erhob Steuern und nötigte die zum Kriegsdienste brauchbaren Jünglinge zum Eintritt in das preußische Heer. Aus dem Dresdener Archiv entwendete er alle Akten, welche ihm einen vollgültigen Beweis für die feindseligen Absichten seiner Gegner lieferten. 2. Die Besitzergreifung Sachsens brachte halb Europa in Auf- Gegner und regung. In Österreich, Rußland und anderen Ländern erhob man Sriffiä. die schwersten Anklagen gegen den Preußenkönig, der als Rebelte den Frieden in mutwilliger Weise gebrochen habe. Umsonst veröffentlichte Friedrich als Antwort auf alle Verdächtigungen die in Dresden vorgefundenen, die Absichten seiner Gegner enthüllenden Akten. Die Zahl der Feinde vermehrte sich. Zn Österreich, Rußland und Frankreich gesellten sich noch die meisten Staaten des Deutschen Reiches und Schweden, das Vorpommern wieder zu gewinnen hoffte, während mit Friedrich nur England, Hannover, Hessen und Braunschweig verbunden waren. Eiue säst erdrückende Übermacht setzte sich 1757 gegen Preußen in Bewegung. Von Osten kamen die Russen, von Süden die Österreicher, von Westen die Franzosen, von Norden die Schweden (Krieg gegen vier Fronten). Ihr Ziel war die Zertrümmerung Preußens. 3. Noch einmal begab sich Friedrich nach Berlin. Hier erließ er ^f^jtde"nan im Januar eine geheime Instruktion an seinen Minister Graf

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 58

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
58 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. schauung über politische und wirtschaftliche Verhältnisse kehrte er in die Heimat zurück. Landes 2. 1640 bestieg er den Thron. Es war eine traurige Erbschaft, gierunggantritt, die er antrat. Sein Staat befand sich in einem kläglichen Zustand. Die Felder waren verwüstet, das Volk seines Wohlstandes beraubt, die in den Kriegszeiten herangewachsene Generation zuchtlos und verwildert. Einen Teil des Landes hatten die Schweden, einen anderen die Österreicher besetzt; beide lasteten mit gleichem Drnck auf den Untertanen. Die braudenbnrgischen Truppen mußten einem Abkommen gemäß den österreichischen Fahnen folgen. Eine Aufgabe von unermeßlicher Schwierigkeit harrte des jungen, aber Willensstärken und zielbewußten Regenten. Aber so lange der Krieg im Lande tobte, konnte er sie nicht lösen. So war sein erstes Bemühen darauf gerichtet, die Feinde zum Abzug zu veranlassen. Er schloß 1641 einen Vertrag mit den Schweden, nach welchem sie gegen Zahlung bestimmter Kontributionen die Mark räumten. — Der Westfälische Friede brachte ihm eine Mehrung seines Gebietes. Das allerdings hafenlose, von dem Haff abgeschnittene Hinterpommern, dann die Bistümer Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin wurden mit Brandenburg vereinigt. Nach dem Frieden ging er zunächst daran, die Heeresverhält-nisse seines Staates zu bessern. Er beseitigte nach und uach die zuchtlosen Söldner und errichtete ein stehendes Heer, dessen Kern ans Landeskindern bestand. Behilflich war ihm dabei sein Feldmarschall Dersslinger. Die Mittel zur Reform wußte er sich durch Änderung des Steuerwesens sowie durch Bewilligungen seitens der Stände der verschiedenen Landschaften zu verschaffen. ^Kriegen an 3. Die Vorteile der dem Heere zugewandten Sorgfalt erntete er schon in den 50 er Jahren. Es entbrannte ein Krieg zwischen Schweden und dem König von Polen, der, da er ein Wasa war, den Nachfolger Christinens, Karl X. Gustav (§ 87, 2), nicht anerkannte und selbst Ansprüche auf die schwedische Monarchie erhob. Preußen wurde bei seiner Lage zwischen den streitenden Mächten in Mitleidenschaft gezogen. Da der Kurfürst die polnische Lehenshoheit schon längst als etwas Demütigendes empfunden hatte, fo ergriff er Partei für Schweden in der Erwartung, daß letzteres ihm zur Souveränität über Preußen verhelfen werde. Seine Truppen brachten im Verein mit den Schweden in der furchtbaren Schlacht bei Warschau (1656) den Polen eine Niederlage bei. Als aber bald darauf eine Wendung zu gunsten Polens eintrat, verließ Friedrich Wilhelm feine bisherigen Bundesgenossen und schloß mit Polen den Vertrag zu Wehlau bei Königsberg (1657), worin ihm die Lösung des Vasallenverbandes mit Polen und die volle Souveränität über Preußen

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 7

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 75. Der Niederdeutsch-dänische Krieg 1624—1629. 7 Heer an der Weser. Zu ihm gesellte sich der verwegene Abenteurer Ernst von Mansfeld, der mit Englands Hllfe^ ein Söldnerheer geworben hatte. Südlich von ihm, in Hessen, verweilte In demselben Jahre tauchte aber noch ein anderer auf dem «gwg Kriegsschauplätze auf und dieser war es, welcher bald alle Führer in dem Kriege an Ruhm und Einfluß überstrahlte, nämlich Wallenstein. Er war ein böhmischer Edelmann. Reich mit irdischen Gütern gesegnet, Herr von Friedland, einer ausgedehnten Besitzung im östlichen Böhmen, hatte er, von Ehrgeiz und Tatendurst getrieben, dem Kaiser Ferdinand das Anerbieten gemacht, ein größeres Heer aus eigene Kosten aufzubringen und zu unterhalten, wenn dieser ihm den unbeschränkten Oberbefehl über dasselbe übertrage. Der Kaiser hatte anfangs Bedenken, er überwand sie aber durch den Gedanken an die drückende Abhängigkeit von der Liga und an das stets wachsende Ansehen des Kurfürsten Maximilian von Bayern, das selbst den Glanz des Reichsoberhauptes verdunkelte. Nachdem Wallenstein zum „Führer-aller kaiserlichen Völker" ernannt war, ließ er die Werbetrommel rühren. Sein Name übte Zauberkraft. Von allen Seiten strömten Handseste, beutelustige Streiter herbei und bald war ein stattliches Heer beisammen. Mit diesem brach Wallenstein im Herbste 1625 von Böhmen auf, marschierte durch Franken, Thüringen und schlug südlich vom Harz (Eichsfeld) feine Winterquartiere auf. Im Winter 1625 kam es zu keiner Entscheidung. Die Heere verharrten in ihren Stellungen und begnügten sich mit Verwüstungen, Raub und Plünderungen. Wallenstein.

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 158

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Übersiedelung des Königs nach Breslau 22. Jan. Vorbereitende Maßregeln. 158 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. auf meine eigene Hand. Tie Armee will den Krieg gegen Frankreich, das Volk will ihn, auch der König will ihn, aber er hat keinen freien Willen. Die Armee mnß ihm diesen Willen frei machen." Um bie-selbe Zeit erschien auch Stein, seit dem Frühjahr 1812 der Ratgeber des russischen Kaisers, in Ostpreußen und berief im Aufträge Alexanbers die Land stände ein (5.-8. Februar). Eine gewaltige Begeisterung ergriff den Abel, den Bürger- und Bauernstand. Voll feuriger Hingabe an das Vaterlanb faßten die Landstände den einmütigen Beschluß, alle streitbaren Jünglinge und Männer für den Kampf zu entflammen, einen Landsturm und eine Landwehr zu bilden. Das war ein vielversprechender Anfang der Erhebung Preußens, die Morgenröte, welche nach langer, banger Nacht einen sonnigen Tag ankündigte. § 120. Die Erhebung Preußens. 1813. 1. Die im Osten angefachte Bewegung verbreitete sich über den ganzen preußischen Staat. In allen Provinzen erwachte ein frischer, zu Taten drängender Zug. Der König gewann den Glauben an fein Volk wieder und sah hoffnungsvoll in die Zukunft. Aber in Potsdam, wo er fortwährend in Gefahr schwebte, von den Franzosen als Geisel behandelt zu werden, mußte er die Regungen seines Herzens unterdrücken. Um sich nun dem Machtbereich der fremden Gewalthaber zu entziehen, fiedelte er am 22. Jaipiar nach Breslau über. Die Reise dorthin bedeutete beit offiziellen Bruch zwischen Preußen und Napoleon. In Breslau warf der König die heuchlerische Masse ab. 2. Am 3. Februar erließ er den Aufruf zur Bildung freiwilliger Jägerkorps. Der Schnrnhorftfche Gedanke von der allgemeinen Wehrpflicht war noch nicht durchgeführt. Gerade die Gebildeten und Besitzenden befanden sich noch außerhalb des Militärzwanges. An sie namentlich war nun jener Aufruf gerichtet und die von ihnen gebildeten Korps sollten eine Pflanzstätte guter Offiziere werden. Am 28. Februar kam es in dem russischen Orte Kali sch (nahe der schlesischen Grenze) zwischen Preußen und Rußland zum Abschluß eines Schutz- und Trutzbündnisses, wobei der Zar sich verpflichtete, die Waffen nicht eher niederzulegen, als bis die Wiederherstellung Preußens auf den Stand von 1805 erfolgt fei. Am 10. März, dem Geburtstage der am 19. Juli 1810 verstorbenen Königin Luise, stiftete Friedrich Wilhelm den Orden des eisernen Kreuzes, durch bessert Verleihung das hervorragenbe Vcrbienst ausgezeichnet werben sollte, das man sich in dem beoorstehenben heiligen

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 236

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
236 X. Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrichlung des Teutschen Kaisertums. um die Früchte ihres Sieges zu bringen. Diese Mission wurde dem greisen Staatsmann und Historiker Thiers übertragen. Er reiste noch in der ersten Hälfte des September nach London, Petersburg, Wien und Florenz; vergeblich. Keine der Mächte stellte bewaffneten Beistand in Aussicht. Alsdann ging man daran, den nationalen Widerstand zu organisieren und alle nur einigermaßen verwendbaren Kräfte zur Rettung des Vaterlandes aufzubieten. Die Lösung dieser Aufgabe übernahm G am betta. E-nschueßung 3. Inzwischen rückten die deutschen Streitkräfte von Sedan aus 19. Sept. 1870. gegen Paris vor, die Iii. Armee über Rheims, die Iv. über Laon und Compiegne. Die Heeresleitung beabsichtigte, die Millionenstadt einzuschließen und Bevölkerung und Besatzung durch Aushungerung zur Übergabe zu zwingen. Es war das ein Riesenunternehmen, dessen Durchführung Vorsicht, Umsicht, Energie, Ausdauer und Wagemut im höchsten Grade erforderte. Man bedenke: Paris war seit 1840 die gewaltigste Festung der Welt, war von einem Ringwall und einem Gürtel starker Außenforts umgeben und hatte etwa 400000 Mann Besatzung, teils Linientruppen und Seesoldaten, teils Mobilgarden; die Verpflegung der Belagerer mußte fast ganz von der Heimat aus geschehen; nur wenige Wege standen dem Transport der Bedarfsartikel offen und die Provinzen, durch welche sie führten, wurden von den rasch auftauchenden und umherschwärmenden Franktirenrsbanden beunruhigt. — Am 17. September erreichten die deutschen Vortruppen die Hauptstadt. Sofort begannen sie die Umzingelung und schon am 19. September schloß sich der von 150 000 Mann (später 250000) gebildete, etwa 70 km lange, eiserne Ring (im Norden und Westen Preußen, im Süden Preußen und Bayern, im Osten Württembergs und Sachsen), der sich erst dann wieder öffnete, nachdem sich das ge-demütigte Paris, „die Metropole der Zivilisation", wofür es die Franzosen ansahen, ergeben hatte. Am 5. Oktober verlegte Wilhelm I. das deutsche Hauptquartier nach Versailles. In dem Prunkschlosse, wo einst Ludwig Xiv. seine ans die Schwächung Deutschlands gerichteten Ränke schmiedete, wo später Napoleon Iii. die Siege der Franzosen über die Deutschen in mächtigen Wandgemälden darstellen ließ, schlug jetzt der greise Heldenkönig sein einfaches Feldbett auf, traf Moltke in großen Zügen die Maßregeln zur Überwindung des repu-blikauifchen Frankreich, errichtete man Lazarette zur Pflege der Verwundeten und Kranken. Ausfälle. 4. Selbstverständlich bot die Regierung der nationalen Verteidi- gung alles auf, um den Belagerungsgürtel zu durchbrechen. Die Besatzung unternahm verschiedene Ausfälle: so am 28. Oktober bei Le Bourget im Nordosten, am 30. im Südosten, am 19. Januar im Westen vom Mont Valerien aus. Alle diese Unternehmungen aber

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 208

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Tie Heeresorganisation. 208 X Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrichtung des Deutschen Kaisertums. der obwaltenden politischen Verhältnisse, voller Hingebung an die Interessen seines Volkes, so trat er an die Lösung der sich ihm darbietenden Ausgaben heran. Was er als solche erkannte, geht aus einer 1858 an die Minister gerichteten Ansprache und aus einer nach seiner Thronbesteigung veröffentlichten Willenskundgebung hervor: Preußens Heer müsse mächtig und angesehen sein, um, wenn es gelte, ein schwerwiegendes politisches Gewicht in die Wagschale legen zu können; es wäre ein schwer sich bestrafender Fehler, wollte man mit einer wohlfeilen Heeresverfassung prangen, die im Momente der Entscheidung den Erwartungen nicht entspräche. Preußen müsse in Deutschland moralische Eroberungen machen durch eine weise Gesetzgebung bei sich, durch Hebung aller sittlichen Elemente und durch Ergreifung von Einigungselementen. Als deutschem Fürsten liege ihm ob, Preußen in derjenigen Stellung zu kräftigen, welche es vermöge seiner ruhmvollen Geschichte unter den deutschen Staaten zum Heile aller einnehmen müsse. 3. Solchen Grundsätzen und Überzeugungen entsprechend, erstrebte Wilhelm I. vor allen Dingen eine Reorganisation des Heeres. Er erblickte darin geradezu eine Lebens- und Ehrenfrage des preußischen Staates. Die preußische Kriegsverfaffuug beruhte noch auf der Gesetzgebung von 1814. Seitdem war die Bevölkerung erheblich gewachsen, die Zahl der Rekruten aber, die jährlich ausgehoben wurde, dieselbe geblieben, das Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht alfo durchbrochen. Bei jeder Mobilmachung (so 1849 und 1859) mußte, weil das stehende Heer zu schwach war, ein großer Teil der Landwehr einberufen werden. Dabei hatte sich gezeigt, daß die Hälfte derselben aus verheirateten Männern bestand, welche den Dienst unter der Waffe als bedeutende Störung ihres häuslichen und wirtschaftlichen Lebens empfanden. Um diese unhaltbaren Verhältnisse zu beseitigen, legte Wilhelm I. einen von ihm selbst unter dem Beirat des Generals Roon (seit 1859 Kriegsminister) ausgearbeiteten Plan zur Reorganisation des Heeres dem Landtage vor. Nach demselben sollten in Verwirklichung des Gedankens der allgemeinen Wehrpflicht möglichst alle Militärtüchtigen eingestellt, die Zahl der Regimenter bedeutend vermehrt, die dreijährige Dienstzeit wirklich durchgeführt, die Dienstzeit in der Reserve ausgedehnt, die in der Landwehr dagegen verkürzt werden. Im Abgeordnetenhause erhob sich gegen die beabsichtigten Neuerungen ein unerwarteter Widerspruch. Es sah die politische Notwendigkeit derselben nicht ein, scheute die daraus hervorgehende Mehrbelastung (24—27 Mill. Mark), sträubte sich gegen die Antastung der Landwehr, des eigentlichen Volksheeres, und versagte 1862 nach erbitterten Kämpfen die Bewilligung der Ausgaben. Da es der König für seine Pflicht hielt, die bereits begonnene Reform

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 226

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
226 X. Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrickitung des Deutschen Kaisertums. langten endlich durch die Ereignisse von 1870/71 in überraschender Weise zum Ziele. § 140. Der Deutsch französische Krieg von 1870 und 1871» I. Der Krieg gegen das französische Kaiserreich. ^acheiesbue^ 1- Die Zwietracht unter den Deutschen war eine der Vorans- ?Ache?Eite7keit Atzungen, welchen die Frauzoseu in frühereu Jahrhnuderteu und bis ub$eflraägcn *n ^ neucfte Se^ herein ihre Waffenerfolge, ihre Größe und ihren Allung Frank- Ruhm verdankten. Sie zu erhalten und zu nähren war daher von reichs. jeher eilte Aufgabe französischer Fürsten und Staatsmänner, die sie mit Geschick und Glück lösten. Bis zum Jahre 1866 bot Deutschland — abgesehen von 1813 — ein Bild der Zersplitterung und Schwäche, nahm Frankreich auf dem europäischen Festlande die erste Stelle ein. Der Ausgang des Deutschen Krieges aber bahnte einen Wandel an. Der nationale Gedanke erstarkte und fattd in den int vorhergehenden Paragraph genannten Schöpfungen eine erfreuliche, wenn auch noch unvollkommene Ausgestaltung. Wurden nun schon die gewaltigen preußischen Siege und die damit verbundene Bewunderung der Welt bei dem westlichen Nachbarvolke als Verletzung der militärischen Eitelkeit und als Ab schwäch uug des erworbenen Kriegsruhms empfunden, so knüpfte man dort vollends an die Entwicklung des Norddeutschen Bundes und an die sich allmählich vollziehende Annäherung des deutschen Südens an den Norden die weitgehendsten Befürchtungen für die Machtstellung Frankreichs: Deutschlauds Stärkung bedeute Frankreichs Schwächung, Deutschlauds Aufschwung Frankreichs Niedergang. Mehr und mehr gewann die Überzeuguug Boden, daß nur ein Krieg mit Preußen das drohende Unheil abhalten und der französischen Nation den alten Nimbus wieder verschaffen könne, und diese Stimmung und Beurteilung, welche in dem vielgehörten Ruf: „Rache für Sadowa" einen entsprechenden Ausdruck fand, drängte zur Vorbereitung auf den entscheidenden Waffengang. Die Armee wurde vermehrt und reorganisiert (Errichtung einer Reserve und einer Landwehr, der Mobilgarde, nach preußischem Vorbilde), mit neuen Waffen, dem weittragenden Chaffepotgewehr und den verderbenbringenden Mitraillenfen, ausgerüstet und nach Möglichkeit in ihrer Leistungsfähigkeit gehoben. 1870 glaubte man nach dem Urteil des Kriegsministers Leboeus die Reorganisation soweit gefördert zu haben, daß man in der Stärke und Beschaffenheit des Heeres eine Gewähr für den Sieg erblicken konnte. Nun suchte man nach einer Veran--

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 16

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
16 Vii. Der Dreißigjährige Krieg. des Protestantismus zusammengebrochen. Seiu Tod ries in allen Glaubensgenossen Bestürzung und tiese Trauer hervor. Es kann jedoch nicht geleugnet werden, daß der Ausgang der Lützener Schlacht Deutschland von einer Gesahr befreite. Das Verhalten des schwedischen Königs ließ vermuten, daß er sich mit dem zukunftsreichen Gedanken trug, an der <spi^e eines protestantischen Bundes dauernden Einfluß aus deutsche Angelegenheiten zu gewinnen. proteftain |em t ^em ®uf*at) Adolfs übertrug der schwedische durch Bernbard^Reichsrat, da des Königs Tochter Christine noch minderjährig war von Weimar uiid < ^ , , ' * / v r H°rn. dem Kanzler Axel Orensyerna die Leitung des schwedischen Staates, ie militärische Führung in Deutschland aber erhielten der Herzog Bernhard von Weimar und der schwedische General Horn. Oxen-stjerna spornte zur Fortsetzung des Krieges an. Es gelang ihm, die protestantischen stände von Franken, Schwaben und vom Rheine in dem Heilbronner Bund (1633) zu vereinen und zum Festhalte» an dem Bündnis mit Schweden zu bewegeu. So erfuhr der Krieg durch die Lützener Katastrophe keine Unterbrechung; die Kriegführung aber nahm bald einen anderen Charakter an. Der wilde Geist der Zeit ergriff allmählich auch die schwedischen Truppen, in deren Reihen sich übrigens schon jetzt mehr deutsche als nordische Landeskinder befanden, und nach wenigen Jahren standen die protestantischen Heere Bedrängnis Süd-an Zuchtlosigkeit, Beutelust und Plünderungssucht nicht mehr gegen Me Wallensteiner zurück. In der nächsten Zeit hatte insbesondere Süddeutschland unter schweren Verheerungen zu leiden. Bernhard von Weimar und Horn vereinigten sich an der Donau. Zwar trat ihnen der bayerische General Joh. v. Werth, „der sich vom gemeinen Reitersmann zum ruhmgekrönten Heerführer aufgeschwungen hatte", gegenüber; er konnte jedoch nicht verhindern, daß Bernhard noch im Herbste 1633 Regensburg eroberte, bis nach Passau vordrang, Bayern in große Bedrängnis brachte und dem Erzherzogtum Österreich gegenüber eine drohende Haltung einnahm. Maximilian I. wartete vergeblich auf Hilse von Wallen stein. Wo und wie hatte dieser bisher seine Zeit verbracht? Berhalten 10. Von Lützen ctus war er nach Böhmen gezogen. Längere Bauerntum,. Hbit verweilte er hier in voller Untätigkeit. Endlich unternahm er int Sommer 1633 einen Zug nach Schlesien und besiegte dort ein schwedisches Heer unter Matthias Thurn, dem Urheber des böhmischen Aufstandes. Nach Böhmen zurückgekehrt, machte er keinen energischen Versuch, dem hartbedrängten Bayern beizustehen. Vielmehr trat er behufs Herbeiführung des Friedens mit Sachsen, Brandenburg, ja mit Oxenstjerim in Unterhandlungen. War er nun auch dazu kraft der ihm erteilten Vollmachten berechtigt, so trat doch immer unzweideutiger die Absicht hervor, den Frieden selbst im Gegensatz zu seinem kaiser-
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